Donnerstag, 1. November 2012

Geburtsbericht 1. Kind

Da das mein Schwangerschaftsblog ist, möchte ich die Geburtsberichte meiner drei Kinder auch hier sammeln. Zum Erinnern und vielleicht auch zum Mut machen. 


Vor knapp 14 Jahren, am 3. Dezember 1998, bin ich gegen 7 Uhr morgens aufgewacht. Ich war 22 Jahre alt und bis zum errechneten Geburtstermin meines ersten Kindes waren es noch 10 Tage. Vielleicht sollte es auch Weihnachten werden, wer weiß das so genau. Es war gar nicht so einfach, vorher eine Hebamme zu finden, denn an Weihnachten wollte keine gerne Rufbereitschaft haben. Ich habe dann eine sehr kleine Hebamme gefunden, die aus Polen kam. Ich war eine der ersten Frauen, die sie in Berlin betreute. 

Ich habe niemals Angst vor der Geburt gehabt, im Gegenteil, ich war total gespannt, wie sich das anfühlen würde. Ich wollte mit meiner eigenen Hebamme ambulant im Krankenhaus mein Kind zur Welt bringen. (Warum so? Lies hier.) Wir lernten uns während der Schwangerschaft bei den Vorsorgeuntersuchungen gut kennen.

Am Vormittag des 3. Dezember räumte ich ein bißchen in der Wohnung herum und dekorierte in unserer Altbauwohnung die Fenster mit Sternen. Dazu stieg ich immer wieder die Leiter hoch und runter. Am Nachmittag besuchte ich in der Nähe meine Freundin, die zur Geburt mitkommen wollte. Sie war selber schwanger. Danach ging ich einkaufen. Ich brauchte noch unbedingt Neugeborenenwindeln. Im Supermarkt mußte ich ab und zu stehenbleiben und mich am Einkaufswagen festhalten. Ich konnte keinen Schritt mehr tun und musste warten, bis der harte Bauch wieder weg war. Waren das Wehen? Hm, sollte es doch schon heute soweit sein? Beim Optiker holte ich noch Pflegemittel für meine Kontaktlinsen. Auf die Frage, wann es denn soweit ist, sagte ich: "Es geht gerade los." Mit Panik im Blick wurde ich ziemlich schnell bedient. Zu Hause ging ich in die Badewanne, um zu testen, was das warme Wasser mit den Wehen macht und rief danach meine Hebamme an. Sie war der Meinung, eine Frau, die ein Kind bekommt, hört sich anders an. Aber vorsichtshalber wollte sie mal rumkommen.

Sie kam gegen 17 Uhr. Nach einer kurzen Untersuchung war klar, die Geburt geht nicht nur los, sie ist schon in vollem Gange. Der Muttermund war bereits 8 cm offen. Und ich hatte nichts davon gemerkt. Ohne Panik zu verbreiten, rief die Hebamme das Taxi und meine Freundin an und wir fuhren in die Klinik. Mein damaliger Mann war nicht zu erreichen, wir hinterließen in der Wohnung einen Zettel. Als wir losfuhren, fing es sachte an, zu schneien. Der Taxifahrer versuchte, mich in ein Gespräch zu verwickeln, aber ich musste schon ganz schön die Wehen veratmen.

Um 18 Uhr kamen wir in der Klinik an. Im Fahrstuhl nach oben zur Entbindungsstation habe ich wieder eine Wehe veratmet und wurde von den anderen Menschen im Fahrstuhl komisch angeschaut. Im Kreißsaal war das Zimmer mit der großen Badewanne frei, Wasser wurde eingelassen und ich konnte die ganze Zeit nicht glauben, daß mir das alles passierte. Mein damaliger Mann tauchte dann irgendwann auch auf, blieb aber im Hintergrund. Ich wollte so gerne eine Wassergeburt erleben, weil Wasser mein Element ist. Aber in der Wanne fühlte ich mich verloren, sie war einfach zu groß. Ich wusste nicht, wie ich darin sitzen oder liegen sollte. Also stand ich schließlich die meiste Zeit und hielt mich an einem Seil fest. Die Hebamme ließ mich in Ruhe und so bestimmte ich das Geschehen. Es dauerte ein bisschen, weil der Kleine seine Hand vor dem Kopf hatte, wie es sich später bei der Geburt herausstellte.  

Und endlich, um 21:25 Uhr war er da: mein erster Sohn. 52cm groß, 3630g schwer und 36cm Kopfumfang. Es ist unglaublich, aber es gibt Momente, die kann ich fast nachfühlen. Dieser Moment ist so einer. Und den werde ich nie vergessen. Warm und weich und knautschig lag der Kleine in meinen Armen. Alles war gut. 

Weil unser Zimmer wieder gebraucht wurde, fuhren wir schon zwei Stunden später, gegen Mitternacht, wieder nach Hause. In der Zwischenzeit hatte es einen großen Wintereinbruch gegeben, das Taxi kam kaum voran und schlitterte in den Kurven. Berlin war dick verschneit und ganz ruhig. Die ganze Nacht machte ich kein Auge zu und schaute mein Baby an. Ich war Mutter geworden. Manchmal wünschte ich, ich hätte damals schon die Gelassenheit und die Erfahrung gehabt, die ich jetzt als mehrfache Mutter habe. Aber ich habe mich immer von meinem Gefühl leiten lassen, um meinen Sohn großzuziehen. Schon sehr bald darauf ganz allein.



Geburtsbericht 2. Kind

Geburtsbericht 3. Kind

Geburtsbericht 4. Kind

3 Kommentare:

  1. Ich bin grad ganz gerührt und wisch ein paar Tränchen weg. So wunderbar hast Du geschrieben. Und die letzten Sätze geben mir die Hoffnung, dass das Familienglück wieder zurückkommen wird. Ich bin seit einem Jahr mit meiner Tochter allein.
    Alles Liebe und ich wünsch Dir eine wunderbare vierte Geburt! Martina :-)

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  2. Es gibt wenige Geschichten die ich immer wieder lesen könnte- aber das ist definitiv eine :-)
    Das mit dem Schnee- das rührt mich so an. Und wie du es schreibst sowieso.

    Ich bin sehr, sehr gespannt wie sich deine anderen Geburtsberichte lesen.
    Und ich drück alle Daumen, die ich finden kann, dass deine vierte Entbindung ein genauso wundervolles Erlebnis wird!

    Ganz liebe Grüße,
    Cornelia

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  3. das ist soooo schön....

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